Die Lichtenrader Löwen, ein vereinsunabhängiges Laufteam - offen für alle, die Freude am Laufsport haben
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Bericht Britzergartenlauf 11.03.2007

Warum zum Teufel klingelt jetzt eigentlich der Wecker? Es müsste doch Sonntag sein und ich kann ausschlafen. Während ich mich verärgert daran mache, das Gegröle auszuschalten fällt es mir ein. Heute ist ja der Britzer Garten Lauf. Na gut. Dann muß ich wohl doch aufstehen. Das ganze trifft sich eh gut, ich merke nämlich, daß meine Blase über Nacht eine Party gefeiert haben muß und nun total voll ist. Also entgegen meiner sonst so morgenmuffeligen Art raus aus dem Bett und erstmal Erleichterung schaffen.

Danach geht es aber erstmal wieder rein ins Bett. So viel Elan tut dann am Morgen doch nicht gut und außerdem liegt Petra ja auch noch im Bett. Mehr als ein paar warme Worte für den bevorstehenden Lauf gibt es aber nicht, denn wir müssen genau jetzt frühstücken, um noch rechtzeitig vor dem Lauf mit der Erstverdauung abgeschlossen zu haben.

Es gibt Müsli. Furchtbares Müsli, das mit seinen getrockneten Erdbeeren eklig schmeckt. Aber es ist ja gekauft, also muß es auch gegessen werden. Diesmal hab ich eine Banane und etwas Apfel reingeschnippelt, so geht es, weil die Erdbeeren geschmacklich drin untergehen. Nach der Hälfte ist mir schlecht. Ich bin halt kein Müslimensch. Ab ins Klo mit dem Rest. Da freuen sich die Ratten. So tu ich wenigstens noch was für die Tierwelt. Wie gerne hätte ich ein Brot gegessen, aber inzwischen ist es zu spät und das würde mir zum Lauf nur noch im Magen rumliegen. Uli ruft grad noch an. Er muß jetzt schon los, weil etwas bei seiner Anmeldung schiefgelaufen ist und er nicht in der Meldeliste auftaucht. Das muß vorher noch geklärt werden. Ob ich nun noch eine Stoppuhr gefunden habe? Ja klar. Mein gutes Lidl-Pulsuhr-Modell verfügt doch über eine Stoppuhr, wie ich gestern noch rausgefunden habe.

Jetzt aber schnell anziehen. Was eigentlich? Also kurze Sachen sind klar. Es werden ja 10 Grad. Aber wie kurz denn nun? Das Löwenhemd ohne Ärmel, ein normales T-Shirt oder ein T-Shirt mit dem Löwenhemd drüber, schließlich sollen ja alle sehen wer der ist, der da so sportlich vor einem läuft und wen man nicht einholen kann. Nach dreimal umziehen dann die Entscheidung, Löwenhemd zu kalt, zwei Hemden zu warm, es bleibt beim normalen T-Shirt. Schnell noch was Warmes für die Fahrt übergeworfen und auf geht's in den Bus zum Lauf.

Was ist hier eigentlich los? Der ganze Bus ist voll und das am Sonntag Morgen? Liegen normale Menschen jetzt nicht im Bett? Sangerhauser Weg. Endlich raus aus dem Bus. Übrigens auch alle anderen. Jetzt weiß ich auch, warum die ganzen Deppen um die Zeit nicht im Bett liegen und warum sie alle Trainingsanzüge anhaben. Noch mehr von diesen Läufern. Naja, macht euch schon mal darauf gefasst, nachher hinter mir nur noch meinen Staub zu schlucken.

Startnummerausgabe. Hier ist ja auch schon Uli. Das hat doch gut geklappt mit dem Treffen. Also schnell die Nummern geholt und rein in den Park Richtung Start. Eine halbe Stunde haben wir noch. Also einen schönen Baum suchen und aus dem Trainingsanzug raus der Menschheit das Sporthöschen zeigen. Erstmal warmlaufen, das ist wichtig auf dem Weg zur Bestzeit. Eine kurze Runde, eine mach ich noch, während Uli und Petra schon wieder Richtung Baum abbiegen. Oha, mein Schienbeinmuskel. Dieses verflixte Ding wird schon wieder hart. Nur nicht schlapp machen, das ist erst die Aufwärmrunde. Ab zum Baum und dehnen. Hm, das schmerzt, wenn man den Muskel am Schienbein zieht. Also den lieber ausgiebig dehnen, irgendwann wird's schon gehen. Tut's dann zum Glück auch. Inzwischen sammelt sich das Startfeld. Da gehen wir wohl lieber auch langsam hin und reihen uns ein. Auf die Plätze, fertig, los - Peng. Noch während wir auf den Start warten, ist der plötzlich schon vorbei. Wie ging denn das jetzt so schnell? Zeit zum Überlegen bleibt nicht. Auf geht's auf dem Weg zur Bestzeit. Ein paar Leute sind auch noch zu überholen, die sich durch ihr hinterhältiges frühes Aufstellen die vorderen Plätze gesichert haben. Die ersten 500 Meter geht's im Slalom an den Leuten und riesigen Blumenkübeln vorbei. Wahnsinn, wie ich die ganzen lahmen Enten überhole, wenn das so weitergeht bin ich bald erster. Links, rechts, kurz über den Rasen und wieder links. Wieder drei geschafft. So langsam lichtet sich das Feld, ob ich die Spitze erreicht hab? Wohl nicht.

Ich erreiche eine Vierergruppe, die ungefähr mein Tempo läuft. Ein neongelbes Hemd, ein rotes, ein Mädel in blau und noch irgendwer unauffälliges. Na gut, ihr dürft euch kurz von mir ziehen lassen und in meiner Erfolgswelle mitschwimmen.

Kurze Zeit später wird mir das aber zu langsam. Ich ziehe an dem neongelben Hemd vorbei. "Wuuhsch" macht es, und dem neongelben Hemd zieht es förmlich die Haare nach vorne von meinem Fahrtwind. Die Gruppe bleibt hinter mir und sieht nur noch meine stahlharten Waden von hinten, wie sie wie ein Uhrwerk auf dem Weg ins Ziel sind. Nur das Mädel löst sich mit von der Gruppe und schafft es, an mir dran zu bleiben. Bei Kilometer drei sind zeigt die Uhr genau 14 Minuten an. Nicht schlecht, aber vielleicht ein bisschen zu schnell? Quatsch, einfach so weiterlaufen und das wird eine Spitzenzeit.

Um mich herum wird es immer lauter. Nachdem ich festgestellt habe, daß das Mädel neben mir ruhig und leise zu atmen scheint fällt mir auf, daß ich es bin der so laut schnauft. Bei Kilometer 4 habe ich ein einsehen und lasse die junge Dame, ganz Gentleman, vorlaufen. Warum soll sie sich neben mir so quälen mitzuhalten. Es ist doch motivierender für sie, wenn sie das Gefühl hat sie könnte mich abhängen. Ich bin die nächsten Kilometer generell sehr großzügig und lasse viele Leute an mir vorbeirennen. Ich war ja nun lange genug vorne. Das verstehe ich unter sportlicher Fairness! Da ist auch wieder das neongelbe Hemd.

Es geht auf Kilometer 7 zu. Ein rotes Hemd kommt von hinten angelaufen und fragt mich, ob ich wisse wie weit es noch ist. Da hat sich wohl einer übernommen denke ich bei mir und sage ihm, gleich kommt Kilometer 7. Wieviel Zeit schon rum ist? Klar, auch das weiß ich, 34 Minuten, ich bin doch kein Amateur. Das rote Hemd läuft weiter. Ich versuche kurz dranzubleiben, entscheide mich dann aber dagegen. Soll er sich alleine übernehmen, ich roll das Feld von hinten auf. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, bei Kilometer 7 wieder anzuziehen, da werd ich doch jetzt nicht von meinem Plan abweichen.

Kilometer 7 kommt nicht. Hab ich's übersehen? Verdammt. Aber Petra und Uli sagen nachher, sie hätten das Schild auch nicht gesehen. Wahrscheinlich hat der Veranstalter es weggenommen, um mich zu verwirren und den Leuten aus seinem Verein einen Vorteil zu verschaffen. Aber ich werde ihnen ein Schnippchen schlagen und trotzdem Bestzeit laufen. Ich nutze die Gunst der absolvierten Kurve und schaue nach hinten. Da ist Uli. Etwa 60 Meter. Mist, bin ich schon so weit zurückgefallen? Vorhin hatte ich ihn nicht gesehen. Ein bisschen sollte ich wieder anziehen, es ist ja auch nicht mehr weit.

Kilometer 8. Irgendetwas unter 39 Minuten. Die Erinnerung an die genaue Zeit verschwimmt. Vorbei an einem älteren Läufer in grau. "Weiter so, die Zeit wird unter 49 Minuten", ruft er mir zu. Das weiß ich selbst, aber nur, wenn ich nicht gleich zusammenbreche du alter Sack. Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß. Ich winke freundlich.

Kurz vor Kilometer 9. Es geht nicht mehr. Kurz umgedreht. Uli ist 10 Meter hinter mir. Den Vorsprung hab ich nicht halten können, die Zeit muß insgesamt aber ganz gut werden. Eigentlich läufts wie geplant. Soweit ich die Gedanken noch fassen kann, wechseln sie sich ab. Uli geht vorbei. Komm mit, zieh, höre ich. "Ich bin durch den bisherigen Lauf ziemlich kaputt, ich werde daher nicht mit dir mithalten können, versuche aber, so gut wie möglich weiterzulaufen um eine gute Zeit zu erreichen. Lauf du aber mal alleine weiter für deine Zeit", will ich sagen. Heraus kommt ein gekeuchtes "lauf". Der Gedanke zählt.

Die letzte Steigung, danach geht's bergab ins Ziel. Nochmal Schlussspurt. Wie das plötzlich geht, den Berg runter. Wieso bin ich nicht nur bergab gelaufen? Fast wär ich wieder dran an Uli, aber die Kraft reicht nicht, um bei seinem Schlussspurt dranzubleiben. Eine Sekunde nach ihm gehe ich ins Ziel. 47:46. Ob's gereicht hat fürs Treppchen? Leider nicht. Aber insgesamt eine gute Zeit. Kurz ein "super" mit Uli ausgetauscht. Mehr ist im Moment noch nicht drin. Aber kurz nach den Getränken geht's wieder. Jetzt noch Petra auf ihren letzten Metern anfeuern und ab nach Hause. Immerhin warten da Weißwürste Brezeln und vor allem ein schönes, kühles Weizen auf mich.

Na denn, bis zum nächsten Jahr Britzer Garten und nimm dich in Acht, Birkenwäldchenlauf. Spätestens da wird es dann wohl klappen mit dem Gesamtsieg. So viel fehlt ja gar nicht mehr.